Die kommenden Rechenzentren
Jupiter
Während in Deutschland das halbe Kabinett anreist, und sich freut, in Jülich einen neuen Super Computer Jupiter einzuweihen, der mit einer Verbrauchsleistung von 17MW auf Platz 4 der Exascale Top 500 Liste steht , machen die Hyperscaler im Thema Monopolpolitik Nägel mit Köpfen.
In Jülich werden digital souverän 24.000 GH200 Grace Hopper Superchips von NVIDIA verbaut, natürlich auch für KI und LLMs. Alle diese Ideen sind sinnvoll, aber eine der unsinnigsten Anwendungen von Grafikkarten und ihren Abkömmlingen ist KI. Wettervorhersagen, CO2 freie Stromversorgung und Energieeinsparungen beim Luftverkehr ist schon Forschung, die anwendbar klingt und deren Bedeutung einleuchtet. Astrophysik und Quark-Gluon Plasmen sind interessant, aber mich interessiert gerade mehr, ob ich mit Solarenergie, Batteriespeicher und Wärmepumpe gut über den Winter komme.
Norwegen
Währendessen baut Google bei Skien in Norwegen ein Rechenzentrum, das in der letzten Ausbaustufe 860MW verbrauchen soll. Die Leistung wird schrittweise von 20MW Anfang 2026 über 120MW bis zur endgültigen Stufe 2030 hochgefahren. Während am Anfang noch Luftkühlung mit 30° Abwärme eingesetzt wird, ist eine Tunnelleitung zu einem nahegelegenen See geplant, sobald die Abwärme für KI mehr Kühlleistung verlangt. Diese Abwärme in der Mitte eines unbesiedelten Gebietes wird großzügig kostenlos angeboten, aber Abnehmer sind nicht in Sicht. Wer schon immer Ananas nahe am Polarkreis anbauen wollte, kann jetzt bei Skien seine Treibhäuser kostenlos heizen.
Auswirkungen auf den Strompreis
860MW sind 50 mal mehr als der Verbrauch von Jupiter. Dieses Rechenzentrum wird sich auf die Energieversorgung in Norwegen und Nordeuropa auswirken. Im Augenblick werden die Hochspannungsleitungen und ein Umspannwerk für diese Leistung geplant und gebaut. 860MW entsprechen 5% des gesamten Stromverbrauchs des Landes. Dadurch wird Norwegen weniger oder keine Energie mehr exportieren können. Die Strompreise in Skandinavien und im Norden Deutschlands werden dadurch steigen.
Großbritannien
Parallel dazu verkünden die Hyperscaler in Grossbritannien den Bau von weiteren Rechenzentren. Google und die britische Regierung vereinbaren eine neue Partnerschaft im Bereich Wissenschaft und Technologie, die Zusammenarbeit bei der zivilen Nutzung von Kernenergie und bei Rüstung.
Microsoft steht nicht nach und verspricht 30 Milliarden Dollar für KI, 23.000 NVidia Grafikkarten inklusive. Kernernergie in Großbritannien hat mit Hinkley Point C ein finanzielles Disaster von 12.9 Milliarden € hinterlassen, ohne dass die Kosten von Entsorgung der nuklearen Abfälle eingerechnet sind. Wer auf Small Medium Reactors setzt, muss sich enttäuschen lassen. Alle Projekte in diese Richtung sind bisher gescheitert.
Arbeitsplätze?
Wer denkt, dass mit Rechenzentren dauerhafte Arbeitsplätze entstehen, muss sich leider von Bloomberg eines besseren belehren lassen. Während während des Baus von Rechenzentren tausende von Jobs entstehen, wird für den Betrieb kaum Personal benötigt.
Keines dieser Projekte hat einen wirklichen Nutzen für die Bürger in diesen Ländern oder die Digitale Souveränität. Im Gegenteil, dadurch dass kaum Steuern bezahlt werden, nimmt die Abhängigkeit koloniale Ausmasse an. Keines dieser Rechenzentren ist nah genug an Industrieanlagen, um die eigentliche Stärke Europas, hochwertige industrielle Produktion, zu unterstützen.
Fazit
Statt sich auf seine Stärken zu besinnen und endlich optische Chips im großen Stil produktionsreif zu machen, wird eine sykophantische Politik des voraus eilenden Gehorsams betrieben. Vielleicht ist der Wert ja groß genug, um die US Machthaber zu überzeugen, Europa wirksam zu verteidigen. Darauf verlassen sollten wir uns nicht. Jedes dieser Gebäude ist ein militärische Ziel ersten Ranges und leicht mit Drohnen anzugreifen.
Lizenz Creative Commons CC BY-NC-ND 4.0
Bildnachweis Wikipedia Google Data Center, Council Bluffs Iowa, Lizenz CC BY 2.0 Deed